Ein Kurs in Wundern – Lektion 126

Behandle Menschen, die Dir weh getan haben so

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Das große Ziel von Ein Kurs in Wundern ist es, uns zu einem tiefen, grenzenlosen, ja nahezu gigantischen und machtvollen Frieden zu führen. Dieser tiefe Frieden, also die vollkommene Glückseligkeit, ist eigentlich unser Urzustand. Es braucht nicht viel Überlegung, um zu erkennen, dass es in etwa 90 % aller Fälle andere Menschen sind, die uns aus diesem Frieden wieder herausreißen. Da wird irgendetwas gesagt, absichtlich oder unabsichtlich, und wir fühlen uns verletzt, vielleicht verurteilt oder ungerecht behandelt – und schon wieder sind wir aus unserem inneren Frieden herausgefallen.

Am besten können wir diese Lektion natürlich in engen Beziehungen lernen. Es gibt wohl kaum einen Lebensbereich, in dem das Thema der Vergebung so intensiv geübt werden kann wie in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Da sind die vielen unscheinbaren Situationen, die uns hundertfach begegnen: Ein Kollege macht irgendeine Bemerkung, und wir spüren unseren inneren Widerstand. Jemand nimmt uns die Vorfahrt, und wir lassen innerlich oder äußerlich eine Schimpftirade los, oder wir bauen unsere Aggression mit der Hupe ab – bis hin zu Menschen, die andere Länder bombardieren und tausendfach ermorden, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Es gibt unzählige Möglichkeiten, aus dem inneren Frieden herausgerissen zu werden.

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Vielleicht hast Du ja auch schon wirklich dramatische Beispiele in deinem Leben erlebt. Da ist dieser Mensch, der Dir vielleicht sogar sehr nahe stand oder noch nahe steht, der Dich enttäuscht hat. Vielleicht wäre das sogar die letzte Person gewesen, von der Du so etwas erwartet hättest. Du verstehst die Welt nicht mehr. All Dein Glaube, Dein Vertrauen, Deine Liebe, Dein Selbstbild, Dein Weltbild — all das fällt auf einmal in sich zusammen. Wie konnte sie oder er so etwas tun? Wie konnte diese Ungerechtigkeit geschehen?

In den meisten Fällen bist Du Dir vielleicht gar keiner Schuld bewusst und betrachtest ungläubig die Situation. Abgrundtiefe Enttäuschung. Du bist verzweifelt, wütend, und hinter der Wut steht grenzenloser Schmerz. Du weißt nicht mehr, woran Du überhaupt noch glauben sollst. Da ist nur völliges Unverständnis und vielleicht sogar Scham, dass ausgerechnet dir das widerfahren ist.

Und nun fordert Ein Kurs in Wundern  Dich auf, Dich in Vergebung zu üben. Verzweifelt schüttelst Du den Kopf. „Also, das geht in diesem Fall beim besten Willen nicht mehr! Man kann ja viele kleine Dinge vergeben, aber in diesem Fall — das kann nicht sein, das darf nicht sein! Wenn ich jetzt vergebe“, denkst Du, „würde die andere Person das wieder tun. Dann kann man ja mit mir machen, was immer man will. Ich muss mich wehren, ich muss mich abgrenzen, ich muss ‚Nein‘ sagen.“

Eine nur allzu menschliche und verständliche Reaktion. Das sind Momente, in denen man das blaue Buch — also, zumindest geht es mir dann immer so — am liebsten in die Ecke werfen oder irgendwo im Kühlschrank verstecken möchte. Aber sollte man tatsächlich immer und in jedem Fall vergeben? Und was bringt das überhaupt? Wird die andere Person nicht sogar ermutigt, weiterhin ihr Unwesen zu treiben?

Wer eine solche Situation völlig ohne Angriffsgedanken durchläuft, dem möchte man am liebsten einen Heiligenschein aufsetzen. Ich habe in meinem Leben schon einige solcher Situationen erlebt und kenne den Schmerz und die Ohnmacht, die verzweifelte Wut, die einen ergreift — besonders, wenn du das Gefühl hast, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, Gerechtigkeit zu erlangen.

Ich habe Gerichtsprozesse erlebt, und das nicht nur einmal, in denen Menschen in diesen schwarzen Roben, die eigentlich ihre Neutralität ausdrücken sollen, das Blaue vom Himmel heruntergelogen haben — einfach nur gelogen haben — und es gab keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Du weißt ganz genau, dass das Recht auf Deiner Seite ist. Ich weiß nicht, ob Du das schon einmal erlebt hast, aber es gibt keine Möglichkeit, Dir Gehör zu verschaffen.

Wie geht man mit solchen Situationen um? In der Bibel heißt es ja, dass man sich auf dem Weg zum Gerichtssaal mit seinem Bruder versöhnen soll.

Vielleicht kennst Du ja diese Passage und hast das ein oder andere Mal entschieden, dass es in Deinem persönlichen Fall einfach nicht möglich ist. Diese Ungerechtigkeit, die du oder jemand anders erfahren hat, ist einfach zu groß. Ein Kurs in Wundern betont jedoch, dass Vergebung nicht in erster Linie dem anderen dient, sondern erst einmal Dir selbst.

Vergebung bedeutet nicht, dass wir je nach persönlicher Gemütslage mal Gnade walten lassen und mal nicht. Der Grund, warum Du Vergebung üben solltest, ist zunächst einmal, damit Du Deinen Frieden wiederfindest. Ein wenig provokant ausgedrückt, könnte man sagen: Vergebung ist Egoismus pur. Tatsächlich wirst Du am Ende grenzenlos von Deinen Vergebungsentscheidungen profitieren.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass selbst in den schwierigsten Fällen die Dinge, die da draußen geschehen, vorübergehen — besonders, wenn du die erste Lektion aus Ein Kurs in Wundern wirklich verstanden und verinnerlicht hast: Was immer ich da draußen sehe, es hat keine Bedeutung. Mit der 126. Lektion bist du auf diesem Weg sicherlich schon sehr weit fortgeschritten: Was immer Dir da draußen begegnet — es ist vorbei. Es ist vorbei.

Ich kann es nicht deutlich genug sagen: Es liegt in der Vergangenheit. Sich mit Gott zu verbinden bedeutet, in der Gegenwart zu sein.

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Manchmal liegen Dinge schon viele, viele Jahre zurück, aber wenn wir uns nicht entscheiden, zu vergeben, dann tragen wir den Schmerz, die Wut und die Ohnmacht unser ganzes Leben lang mit uns herum. Das gilt übrigens auch für Situationen, die wir persönlich einfach nur als leidvoll erfahren haben. Viele Menschen haben zum Beispiel Dinge in ihrer Kindheit erlebt, unter denen sie auch im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren immer noch leiden. Sie erinnern sich häufig an die Geschichte und den Schmerz, arbeiten das vielleicht sogar therapeutisch immer und immer wieder auf. Aber auch das bedeutet am Ende, dass sie nicht vergeben haben.

Eine Frau erlebte als Kind einen Missbrauch und trug dieses Erlebnis ein Leben lang mit sich herum. Im Alter von etwa 50 Jahren entschied sie sich dann, diesen Mann zu besuchen, um ihm zu erzählen, wie es ihr damit gegangen ist. Auf den ersten Blick sicherlich eine gute Idee. Der Mann, mittlerweile über 80 Jahre alt, lag jedoch im Krankenhaus und war im Sterben. Seine Frau war die Einzige, die zu Hause war. Die besagte Frau traf also die Ehefrau an und erzählte ihr die ganze Geschichte.

Was hat sie dadurch erreicht? Im Grunde genommen hat sie ihren Kummer nur noch weiter verteilt. Die Ehefrau, die — so nehme ich an — bisher gar nichts davon wusste, wurde jetzt auch in dieses Trauma hineingezogen. Das heißt, sie hat neuen Kummer geschaffen. Aber ihrer eigenen Heilung ist sie dadurch nicht nähergekommen.

Aber wie kann das denn bitte schön nun funktionieren? Wie können wir vergeben, wenn die Tat einfach nur weh tut, wenn es einfach nur schmerzt und wenn es einfach nur ungerecht ist? Wichtig ist, sich darüber klar zu werden, dass niemand von uns getrennt ist — egal, ob du daran glaubst oder nicht. Es gibt nur einen Sohn, den Gott erschaffen hat. Das klingt vielleicht theoretisch und abgehoben, aber es bedeutet, dass es nur einen Geist gibt. Wir sind alle miteinander verbunden, wir sind eins.

Man kann sich das Ganze ganz gut bildhaft mit einem Gesamtorganismus vorstellen, ähnlich wie bei einem Bienenschwarm. Jede einzelne Biene ist nicht mehr als ein Organ des gesamten Schwarms, und genauso verhält es sich mit uns Menschen. Der Mensch, den du da draußen siehst — egal, was auch immer er dir angetan hat — ist Teil des gleichen Organismus wie du. Es gibt tatsächlich keine Trennung.

Und wahrscheinlich würde niemand auf die Idee kommen, sich den Finger abzuschneiden, nur weil dieser mal irgendetwas falsch gemacht hat. Es wäre sicherlich auch keine gute Idee, sich selbst die Zunge herauszuschneiden, nur weil sie in einem Wutanfall mal etwas Böses gesagt hat — zu einem anderen Menschen.

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Wenn wir also unseren Gegner verletzen oder mit Angriffsgedanken reagieren — egal, wie gerechtfertigt es in dem Moment auch erscheinen mag —, schädigen wir am Ende den gesamten Organismus. Das ist uns in dem Moment wahrscheinlich ziemlich egal, aber wir müssen uns bewusst machen, dass wir uns damit selbst schaden. Wenn ich Groll gegenüber einer anderen Person hege — und das habe ich tatsächlich im Leben schon oft genug getan —, schade ich am Ende nur mir selbst. Das muss ich mir klarmachen.

Zum einen, weil es eben keine Trennung gibt, und zum anderen, weil ich derjenige bin, der die schlechten Gefühle empfindet. Jede Wut, jeder Groll, jede Scham, jedes Leid erzeugt eine spezifische Hormonausschüttung, die inneren Stress bedeutet. Das kann man im Labor messen. Und das bedeutet wiederum nichts anderes, als dass ich mich am Ende selbst zerstöre. Absolut un-esoterisch, das ist eine ganz medizinische Tatsache.

Das sieht man auch an Menschen, die im Laufe ihres Lebens immer grimmiger und zynischer werden. Sie tragen selbst die Last. Die andere Person da draußen mag mich betrogen oder verletzt haben, aber in den allermeisten Fällen ist der tatsächliche Schaden überschaubar. Wenn ich jedoch nicht vergebe, wird der Schaden, den ich mir selbst zufüge, grenzenlos.

Aber lass uns doch mal einen Schritt weitergehen. Angenommen, der Schaden ist wirklich nicht mehr reparabel. Durch die Unvorsichtigkeit eines anderen Menschen wirst du ernsthaft verletzt, und zwar körperlich. Der Schaden ist nicht mehr rückgängig zu machen: ein verlorenes Bein, eine amputierte Hand oder eine andere schwerwiegende Verletzung. So etwas erleben ja gerade tausende junge Männer in grünen Uniformen. Sie kämpfen für ihr Vaterland und verlieren dabei Arme oder Beine. Kann es eine größere Ungerechtigkeit geben? Für mich ist das eine absolute Horrorvorstellung.

Der Unterschied liegt jedoch im Umgang mit der Situation. Vielleicht erinnerst Du Dich an den Hauptmann aus dem Klassiker Forrest Gump. Er hat im Vietnamkrieg beide Beine verloren und saß danach im Rollstuhl. An Vergebung war für ihn nicht zu denken. Er saß verbittert in seinem Rollstuhl, hatte jegliche Lebensfreude verloren und hing an der Schnapsflasche.

Und dann kam Forrest Gump, der in seiner Naivität nicht in der Lage war, irgendjemandem böse zu sein.

Und genau diese Energie gab dem Hauptmann im Rollstuhl die Kraft, das Leben neu zu entdecken. Es gibt Situationen im Leben, die für uns jenseits unseres Verstehens liegen. So ist es für mich persönlich völlig unverständlich, wie Menschen planen können, auf öffentliche Versammlungen oder Konzerte zu gehen, um dort so viele Menschen wie möglich zu ermorden. Das ist leider das, was wir heutzutage in der Zeitung lesen. Das sind Situationen, die eigentlich nicht zu verstehen sind.

Ich kann auch nicht begreifen, wie es möglich ist, dass eine einzige Person Hunderttausende Menschen in den Tod schicken kann, ohne mit der Wimper zu zucken. Würde ich mir darüber auf der rein menschlichen Ebene Gedanken machen, glaube ich, dass ich durchdrehen würde. Es würde mich innerlich wahrscheinlich völlig zerreißen.

Auch wenn solche Situationen uns nicht persönlich betreffen, sind sie wichtige Herausforderungen, mit denen wir uns heutzutage auseinandersetzen müssen — und denen wir uns um unseres eigenen Friedens willen stellen sollten.

Wir werden erst dann Frieden finden — also wirklichen Frieden —, wenn wir uns diesen Situationen auf einer tieferen Ebene stellen.

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Ich bin mir sicher, dass Du Das schon mal gemacht hast, vielleicht in kleineren Fällen. Und wenn da noch ein paar Fälle in Deinem Leben sind, wo Du denkst: „Okay, da wird’s aber richtig schwierig,“ dann erinnere Dich daran: In dem Moment, wo du Liebe gibst, hast du sie in Dir.

Im Gegensatz zur algebraischen Form der Vergebung — also, „Ich vergebe dir“ — ist das ja nichts anderes als: „Na ja, du hast jetzt irgendwie Mist gebaut, weil ich gerade gute Laune habe und eigentlich auch ein besserer Mensch bin als du, deshalb vergebe ich dir.“ Aber da bleibt immer noch ein ungutes Gefühl zurück. Du bist nicht frei, und Du hast auch den anderen Menschen nicht befreit. Das ist ja okay für Dich, aber Du selbst bist nicht frei, weil Du immer noch in der Position des Verletzten bist und der andere immer noch in der Position des Schuldigen.

Im Gegensatz dazu hat im Kurs Vergebung und Loslassen einen völlig anderen Sinn. Das gibt dir das Gefühl von grenzenloser Befreiung, das nicht nur Dich, sondern auch die Welt befreit. Denk noch mal an den Film Forrest Gump, und ich kann Dir nur empfehlen, schau ihn Dir noch mal unter dieser Perspektive an. Ich könnte mir vorstellen, dass Du da einige ganz neue Dinge entdeckst.

Das ist nämlich die perfekte Vorlage, um das Glück der Vergebung zu erlernen. In diesem Sinne danke ich Dir für Deine Vergebung.

Dein Andreas Frenzel, Coach und Begleiter in allen Lebenslagen.

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